EuGH-Urteil wirft manche Unternehmen mehr als vier Jahre im Fortschritt zurück

Zentrum für Arbeitgeberattraktivität (zeag) hat sich bei 50 top Arbeitgebern umgehört

Flexibilität und Ortsunabhängigkeit sind die Schlagworte der agilen Organisationsform, daher ist es nicht verwunderlich, dass sich 77% dieser Unternehmen stark bis sehr stark durch das Urteil betroffen sehen. Insgesamt gibt mehr als die Hälfte (52%) der agilen Arbeitgeber sogar an, dass sie mehr als vier Jahre im Fortschritt zurück geworfen werden. „In Zeiten extrem flexibler Arbeitszeiten und Homeoffice ist dieses Urteil nur als ‚weltfremd‘ zu bezeichnen. Setzt man es in letzter Konsequenz um, ist das ein weiteres Bürokratiemonster, das den Mittelstand wieder ganz besonders trifft“ kommentiert Georg Graf von Kesselstatt, Geschäftsführer des Tuttlinger Bauunternehmens J. Friedrich Storz Verkehrswegebau GmbH & Co. KG. Auch Kosten werden in deutlichem Ausmaß erwartet: 43 % der überwiegend agilen Unternehmer sehen hohe bis sehr hohe Kosten durch den Zwang zur kompletten Zeiterfassung auf sich zukommen. zeag-Geschäftsführerin Silke Masurat fasst zusammen: „Das sicherlich ‚gut gemeinte‘ EuGH-Urteil ist ein Urteil zur falschen Zeit. Unternehmen müssen zunehmend schneller und agiler werden – ‚Speed‘ ist die Währung der Zukunft und hierfür braucht es neue, moderne Arbeitsformen. Diese sind durch eine geringe Formalisierung gekennzeichnet - die Stechuhr führt genau diese wieder ein“.

Hierarchisch organisierte Unternehmen geben eher ein gemischtes Bild ab: Ein Viertel der befragten Unternehmen mit festen Strukturen sieht sich gar nicht betroffen durch das Urteil, während sich 35% am anderen Ende wiederfinden und starke bis sehr starke Auswirkungen erwarten. Thomas Schneider, Geschäftsführer der Lorenz Personal GmbH & Co. KG aus Nürnberg sieht das Urteil durchaus positiv: „Transparenz bei der Ermittlung von Arbeitszeiten ist nur fair. Deshalb verursacht das EuGH Urteil auch keinen Aufwand für uns“. Der kurzfristige Handlungsdruck wird ebenfalls sehr differenziert wahrgenommen, 28 % verspüren einen mittleren bis starken Zwang, kurzfristig etwas umsetzen zu müssen, während insgesamt 72% gar keinen bis weniger starken Druck empfinden.

Von den 50 befragten Unternehmen gaben 22 an, sich überwiegend agil zu organisieren und 28 überwiegend feste Strukturen zu haben. Die Befragung fand im Zeitraum vom 2. Juni bis 25. Juni 2019 statt und wurde per Online-Fragebogen durchgeführt.

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Daniela Baumgartner

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