Wir leben aktuell in einer weltgeschichtlichen Epoche, in der ein breites Bewusstsein dafür vorhanden ist, dass die Welt am Ende unseres Lebens eine deutlich andere sein wird als noch in unserer Kindheit und Jugend. Und dass alle unsere Handlungen einen Einfluss auf diese Veränderung der Welt haben. Alles, was wir tun, hinterlässt einen Fußabdruck auf diesem Planeten.
Dieses Bewusstsein betrifft nicht nur unsere privaten Entscheidungen, sondern auch unsere professionellen. Die Frage nach der Nachhaltigkeit unserer Handlungen reicht also bis in die Arbeitswelt: Wie wollen Menschen heute und in Zukunft arbeiten? Und wie wollen Unternehmen Arbeitsplätze und -kulturen ressourcenschonend gestalten?
Das Thema Nachhaltigkeit ist – auch in der Arbeitswelt – lange mit Fokus auf den ökologischen Auswirkungen unseres Handelns angegangen worden: Wie können in Betriebsabläufen Energie oder Wasser gespart werden? Wie kann ein papierloses Büro funktionieren? Wo können Lieferketten optimiert werden, um Wege zu sparen und Warenverluste beim Transport zu minimieren? Wie kann die Effizienz in Produktionsstätten ohne Qualitätsverlust gesteigert werden? Mit diesen Fragen beschäftigen sich viele Unternehmen schon länger. Schließlich zahlt sich nachhaltiges wirtschaften mit Energie und Rohstoffen zeitnah aus und lässt sich – besonders in Zeiten von steigenden Betriebskosten – zügig in Einsparungen messen.
Deutlich neuer ist die Berücksichtigung von sozialen Aspekten von Nachhaltigkeit, die bei vielen Chefs lange eher als „Gedöns“ galten. Der wachsende Fachkräftemangel und die seit Jahren steigenden Fehltage von Beschäftigten haben allerdings bei Arbeitgebern das Bewusstsein wachsen lassen, dass auch die Ressource Mensch immer knapper und kostbarer wird - und pfleglich behandelt werden sollte. Der zum Benefit-Klischee gewordene Obstkorb war der frühe Versuch von Arbeitgebern, ihren Beschäftigten ein gesundes Extra angedeihen zu lassen. Inzwischen gehören betriebliche Gesundheitsangebote, Präventionskurse und ergonomische Arbeitsplätze zum Standard in vielen Unternehmen. Diese Benefits signalisieren, dass ein Unternehmen seine Fürsorgepflicht ernst nimmt und das Wohlbefinden – und die Arbeitsfähigkeit – seiner Beschäftigten im Blick hat und erhalten will.
Soziale Nachhaltigkeit geht dabei weit über Rückenschule und gesunde Snacks hinaus. Es ist vielmehr ein Mindset, das die Unternehmenskultur prägt. Hier geht es um Fragen des täglichen Umgangs miteinander: Werden Arbeitszeitregelungen beachtet oder ständig Überstunden erwartet? Gibt es eine Vertrauenskultur oder Kontrolle und Druck? Können Probleme offen angesprochen werden oder bringt Offenheit Beschäftigte in Schwierigkeiten? Wie fair ist die Entlohnung und werden Aufstiegschancen gerecht verteilt? Sind die Hierarchien wirklich so flach, wie in den Stellenanzeigen behauptet wird? Gibt es im Betrieb eine Kultur, in der Menschen wachsen und sich weiterentwickeln können oder läuft Eigeninitiative ins Leere? Diese Liste ließe sich noch weiterführen. Es gibt zahllose, oft auch unscheinbare Aspekte im Umgang miteinander, die die Arbeitsatmosphäre zum positiven oder negativen beeinflussen.
Grundsätzlich hat sich ein wertschätzendes Betriebsklima von Gedöns zu einem echten Wettbewerbsvorteil entwickelt. Man kann es nicht oft genug betonen: Die Zeiten, in denen Beschäftigte ein schlechtes Betriebsklima mangels Alternativen ertragen mussten, sind glücklicherweise vorbei. Attraktive Benefits sind vor allem für Kandidaten auf Jobsuche attraktiv. Dagegen hat ein Arbeitsplatz, an dem sich die Beschäftigten wohlfühlen, vor allem einen großen Einfluss auf die Bindung von Beschäftigten. Retention ist in modernen Unternehmen fester Bestandteil von nachhaltigem Personalmanagement.
Aber reicht das – ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen, um als Unternehmen überzeugend nachhaltig zu agieren? Nicht ganz. Denn inzwischen sind insgesamt die Ansprüche an Jobs gestiegen: Immer mehr Menschen wünschen sich eine Arbeit, in der ihre Handlungen einen Wert haben und einen Sinn ergeben. Purpose ist demnach ein fester Bestandteil von Nachhaltigkeitsdefinitionen. Dieser Wunsch nach Sinnhaftigkeit im Berufsleben ist von einem Luxusgut zu einem weit verbreiteten Anspruch geworden. Der Arbeitsmarkt gibt es inzwischen her, dass Kandidaten nicht mehr den erstbesten Job nehmen müssen. Sie können aus vielen Angeboten wählen und zusätzlich zu Auswahlkriterien wie Gehalt und Position weitere Maßstäbe an einen für sie ansprechenden Job anlegen.
In Branchen, deren Arbeitsalltag nicht zwangsläufig täglich Sinnhaftigkeit hergibt, kann sich für Beschäftigte das Gefühl der Sinnhaftigkeit auch einstellen, wenn die Arbeit Raum für persönliches Wachstum lässt und eine gute Lebensqualität und persönliche Zufriedenheit ermöglicht. Einige Unternehmen versuchen auch, mit Social Days, an denen die Teams gemeinsam an einem sozialen Projekt arbeiten, den Beschäftigten ein Gefühl von Sinn in ihrem Tun zu geben. Das funktioniert besonders dann hervorragend , wenn ein Social Day in ein wertschätzendes Betriebsklima eingebettet ist und nicht nur als Instagram Content benutzt wird.
Die Arbeitswelt von morgen wird von Aspekten wie Nachhaltigkeit, Fairness und Sinnhaftigkeit geprägt sein. Unternehmen, die diese Werte leben, werden nicht nur attraktive Arbeitgeber sein, sondern auch die treibenden Kräfte einer nachhaltigen Entwicklung.
Dieser Beitrag wurde verfasst von Andreas Schnittker.
Andreas Schnittker kombiniert Marketing und PR mit Active Sourcing. Der Geschäftsführer der MindChange GmbH positioniert auf diese Weise seine Kunden nicht nur als Employer of Choice, sondern spricht bei Bedarf auch gezielt die richtigen Talente direkt mit an.