Arbeitsfrust und Erschöpfung in Unternehmen

Die neue TOP JOB-Trendstudie „Unternehmen am Limit“ der Universität St. Gallen im Auftrag des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität hat untersucht, welche Faktoren zu kollektiver Erschöpfung und Arbeitsfrust in Unternehmen führen. Die Forscher des Instituts für Führung und Personalmanagement geben Rat und beschreiben Maßnahmen, wie Personalverantwortliche und Führungskräfte ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen können.

Etwa ein Viertel der Unternehmen im deutschen Mittelstand arbeitet 2022 am Limit. Eine beunruhigende Entwicklung: Denn diesen Unternehmen droht oftmals die Beschleunigungsfalle oder gar die kollektive Erschöpfung. Auf diese fünf zentralen Fallen, die zu Arbeitsfrust und Erschöpfung führen können, gilt es zu achten:

Fünf Fallen, die Arbeitsfrust und Erschöpfung verursachen

Falle 1: Sinnkrise am Arbeitsplatz

Fehlendes Sinnempfinden am Arbeitsplatz führt zur Resignation der Mitarbeitenden. In Unternehmen am Limit empfinden nur 26 % der Mitarbeitenden einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit, während es in gesunden Hochleistungsunternehmen 69 % sind. Insbesondere Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung haben mit einer Sinnkrise am Arbeitsplatz zu kämpfen: Weniger als 23 % empfinden einen tieferen Sinn. Ein geringes Sinnempfinden am Arbeitsplatz erhöht die Gefahr der Beschleunigungsfalle um mehr als 26 % und der Resignativen Trägheit um mehr als 34 %. Unternehmen sollten deshalb das Sinnempfinden ihrer Mitarbeitenden fördern und im Auge behalten, um Motivation und Engagement zu steigern und Resignation zu verhindern.

 

Falle 2: Schwache oder autoritäre Führung

In krisengeprägten Zeiten vernachlässigen Führungskräfte oft ihre eigentlichen Führungsaufgaben und konzentrieren sich stattdessen einseitig auf insbesondere finanzielle Ziele. Dieser Umstand führt zu einer schwachen und/oder autoritären Führung, die bei den Mitarbeitenden nicht gut ankommt: Studien zeigen, dass eine mangelnde bzw. destruktive Führung zu einem toxischen Arbeitsklima und Unzufriedenheit bei den Mitarbeitenden führt.

 

Falle 3: Toxische Unternehmenskultur

Unternehmen am Limit ergreifen in Krisenzeiten häufig Maßnahmen, um negative Auswirkungen der schlechten Wirtschaftslage abzufedern. Diese Maßnahmen sind jedoch oft einseitig auf die Steigerung der Performance ausgerichtet, während die Entwicklung einer positiven Unternehmenskultur vernachlässigt wird. Eine flexible und eigenverantwortliche Kultur sowie eine Kultur des Miteinanders sind entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. In Unternehmen am Limit fehlen diese kulturellen Rahmenbedingungen häufig, was zu einer Beschleunigungsfalle und Resignativen Trägheit führt.

 

Falle 4: Leistungsorientiertes People Management

Unternehmen, die unter wirtschaftlichem Druck stehen, erhöhen oft den Leistungsdruck auf die Mitarbeitenden. Dies führt zu einem überfordernden Leistungsdruck, den rund 90 % der Mitarbeitenden in Unternehmen am Limit wahrnehmen. Darüber hinaus nehmen HR-Systeme einen zusätzlichen negativen Einfluss auf den empfundenen Leistungsdruck. Haben diese Systeme eine übermäßige Leistungsorientierung, kann dies zur Beschleunigungsfalle und Resignativen Trägheit beitragen.

 

Falle 5: Generationenunterschiede

Die zunehmende Heterogenität der Belegschaft, bedingt durch verschiedene Generationen, kann zu unterschiedlichen Reaktionen auf Unternehmensfaktoren führen. In Unternehmen am Limit zeigen sich generationsspezifische Treiber von Erschöpfung:

  • Die Baby Boomer reagieren stark negativ auf Formalisierung und autoritäre Führung.
  • Für die Generation X sind Formalisierung, Zentralisierung und eine autoritäre Führung überaus erschöpfend.
  • Fehlender Gemeinschaftssinn und ein Führungsvakuum treiben die Generation Y in die Erschöpfung.
  • Eine hohe Leistungsorientierung und fehlender Arbeitssinn treiben die Generation Z in die kollektive Erschöpfung.

 

Für Führungskräfte und Personalverantwortliche ist es ausgesprochen wichtig, diese fünf Fallen, die maßgeblich zu Arbeitsfrust und Erschöpfung in Unternehmen beitragen, zu erkennen. Denn nur so können adäquate Maßnahmen ergriffen werden, um den Fallen von Resignation entgegenzuwirken und eine gesunde Arbeitsumgebung zu schaffen.

Das und vieles mehr erfahren Sie in der TOP JOB-Trendstudie 2023 „Unternehmen am Limit“